Backofen Handschuhe {DIY}

Sonntagsfrühstück.

Die Kinder sind schon fertig, aufgestanden und spielen mit dem Kleinsten ein Brettspiel.
Mein Mann und ich sitzen bei unserer inzwischen dritten Tasse.
Das ist die Ratschtasse, die Tasse, bei der wir gemütlich einfach so dahin plaudern.
Das gibts auch nur Sonntags.
An den Werktagen ist nach der ersten, zweiten Tasse Schluss 
und jeder von uns beginnt mit der Arbeit.

Sonntags sitzen wir oft länger am Küchentisch und unterhalten uns über die Dinge, 
die intensiver auszuführen unter der Woche oft die Zeit fehlt.
Ich genieße das sehr.

Als wir uns gerade mitten in einem Gespräch befinden, kommt unser Kleinster um die Ecke.
Über jede Hand ein Stoffsäckchen gestülpt, 
wie man sie bei Brettspielen manchmal für die "Goldstücke" oder Kärtchen etc. braucht.
"Mama, Papa schauts moi, i hob Backofen Handschua. Iaz konn i kocha."
(Mama, Papa, schaut mal her, ich habe Backofenhandschuhe. Jetzt kann ich kochen.) 

Das sieht so süß aus, doch leider sind diese neuen "Handschuhe" nicht wirklich funktionell.
Ich frage ihn, ob er denn richtige eigene haben möchte, 
solche, bei denen man sich nicht die Finger verbrennt.
Oh ja, die will er ganz gern haben.




Also räumen wir den Tisch ab, spülen das Geschirr und gehen in meine Werkstatt.
Dort darf sich mein Kleinster die Stoffe aussuchen, die er gern haben würde.
Er entscheidet sich für Roboter-Backofen-Handschuhe und geht spielen.

Die Ausführung indessen gestaltet sich bei so kleinen Händen 
dann jedoch unerwarteter Weise als doch nicht so hopplahopp, wie angenommen.
Ich will die Handschuhe wirklich funktionell und nicht so dünn, wie die, 
die man für die Kinderküche bekommt.

Also polstere ich dick, kann den fertigen Handschuh dann aber nicht wenden.
Für so kleine Hände ist so viel Füllmaterial zu steif.
Auch reicht mir die zuerst angenommene Nahtzugabe nicht, der Handschuh wird zu klein.

Fünf Handschuh-Prototypen und ein, zwei undamenhaft-entschlüpfte Ausdrücke später
verwerfe ich meinen ursprünglichen Plan, die Teile zu nähen und anschließend zu wenden
und nähe sie statt dessen mit Einfassband.
Das klappt auf Anhieb.




Mit Einfassung finde ich sie jetzt sogar noch süßer und bin froh,
dass der erste Entwurf nicht gelungen ist.
Funktionell sind sie auch.
Was will ich mehr?

Die Bilder machen wir dann noch in Trockenübung, 
für den Abend koche ich eigenes eine Kürbiscremesuppe 
und unser Kleinster hält beim Servieren den heißen Topf und Deckel.
Ganz stolz.
"Und des ist gar ned hoaß, Mama." 
(Und es ist gar nicht heiß, Mama.)

Damit ihr euch die fünf Prototypen und undamenhaften Ausdrücke sparen könnt, 
habe ich ein kleines DIY-Shooting für euch mitlaufen lassen.


Grafik durch *click* vergrößern:
links click, rechts click, "Grafik anzeigen", Lupe


Ihr braucht:

4x Oberstoff, rechteckig
4x Futterstoff, rechteckig
4x Füllmaterial, wie Volumenvlies - ich nahm ein altes Handtuch, 3-lagig
Einfassband, 4 cm breit
Nähgarn
kräftige Schere
Karton und Bleistift für die Schablone


grundsätzliche Vorgehensweise:

Ein Handschuh besteht aus zwei Teilen. Es ist leichter, wenn man die Teile zuerst als Rechtecke aufeinander legt und anschließend fertig vernäht den Handschuh ausschneidet.
Jeder Handschuhteil wird einzeln aus mehreren Lagen Stoff - Oberstoff, Füllmaterial, Futterstoff- zusammen genäht. Beide Teile anschließend säumen und mit der Oberstoffseite rechts auf rechts zusammen legen. Das Einfassband rechts auf rechts auflegen, annähen, wenden und von Hand auf der anderen Seite festnähen. Das gibt eine schöne Einfassung ohne sichtbare Naht. In meinem Fall war die rechte Seite des Bandes farblich zu intensiv, darum habe ich die weniger stark leuchtende linke Seite für die Einfassung genommen. Normalerweise also rechts auf rechts.


 In Schritten:
  1. Schablone zeichnen
  2. Stoffschichten aufeinander legen: Oberstoff, drei Lagen Handtuch oder Volumenvlies, Futterstoff. Das Füllmaterial sollte auf 1 cm Stärke kommen.
  3. Mit Abständen von 3 cm diagonal steppen, Stichlänge 4,5 mm. Dabei in der Mitte des Rechtecks beginnen und nach außen arbeiten. Also von rechts oben nach links unten beginnen. So verziehen sich die Lagen nicht.
  4. Schablone auflegen und mit mindestens 1,5 cm Nahtzugabe den Handschuh zuschneiden. Keinesfalls weniger - außer ihr habt noch ein jüngeres Kind im Haus oder wollt Deko.
  5. Den zweiten Teil des Handschuhs gegengleich (!) arbeiten.
  6. Beide Teile mit der Oberseite nach oben nebeneinander legen, die Daumen zeigen nach außen. Einfassband rechts auf rechts auflegen und annähen, Stichlänge 4,5 mm.
  7. Einfassband wenden, einschlagen und von Hand auf die Innenseite des Handschuhs annhähen. Wie das geht, zeige ich in diesem Post.
  8. Beide Teile mit den Futterstoffen nach innen und den Oberstoffen nach außen aufeinander legen und mit Einfassband und Nahtzugabe 0,5 zusammen nähen. Bei den Rundungen vorsichtig und langsam arbeiten. Immer wieder absetzen Band faltenfrei und nicht zu knapp legen und weiter nähen. In der Daumenfalte Naht verstärken.
  9. Einfassband wenden, einschlagen und von Hand annhähen.



Ich wünsche euch viel Spaß beim Nacharbeiten.
Das DIY funktioniert natürlich in jeder beliebigen Größe.

Unser Kleinster lief gestern den ganzen Tag immer wieder mit seinen Handschuhen durchs Haus,
drückte mich ganz fest "danke Mama, dass du mir die schönen Handschuhe gestrickt hast".
Stricken sagt er tatsächlich, das ist kein Tippfehler ;o).

Heute morgen gleich nach dem Aufstehen, als er so halb munter war 
und ihm die Handschuhe wieder einfielen,
drückte er mich nochmals und sagte
"danke, dass du mir die schönen Handschuhe gestrickt hast, 
liebste Mama von der ganzen großen Welt".

Da musste ich dann fast ein bisschen schlucken.




Alles Liebe für euch


Oberstoff: Kokka, aus meinem Fundus, damals via Frau Tulpe
Futterstoff: Tilda, aus meinem Fundus, damals via Charlottas
Füllmaterial: ein altes Handtuch
Einfassband: ein in Streifen gerissener Bettbezug, auch in diesem Post zu sehen.


Kommentare

  1. Liebe epipa,
    Die "gestrickten" Handschuhe für deinen Kleinen sind toll geworden und Danke für die Anleitung zum Nachmachen.Es ist schön zu Lesen, dass sich die Kinder doch noch so über handgemachte Topfhandschuhe freuen können. Alles Liebe und schönen Start in die Woche!
    Deine auf dein Buch wartende Karen
    (In Österreich ist es leider noch nicht erhältlich! :-( )

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    1. Liebe Karen, danke für deinen Kommentar.
      Das Buch sollte - nach Stand meiner Informationen - diese Woche lieferbar werden. Ich habe leider keinen Einfluss auf die Lieferdaten.
      Liebe Grüße!

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  2. Liebe Epipa, nun da du den Backofen-Handschuh-Strick-Dreh raus hast, kannst du doch in Serienproduktion gehen. Wie wäre es mit kleinen Winterhandschuhen mit Bändchen, damit keins verloren geht? Ach, ich hätte da gleich soviele Ideen. Und für mich selbst wollte ich passend für meine Küche schon lange welche selbst genäht haben. Habe mich aber immer vor der Fütterung und Wendung gescheut. Und nun hast du das dankenswerterweise für mich übernommen :o)
    Lieben dank dafür und danke auch für die schönen Bilder.
    liebe grüße von antons muddi katja

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  3. ... Sehr schön gestrickt, Mama! ;-)
    So süß die Kleinen!

    Liebe Grüße
    Catrin

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  4. Die Handschuhe sind herzallerliebst! Und nicht nur du müsstest schlucken. Ich bin nah am Wasser gebaut... ;)
    LG Julia

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  5. Liebe Epipa...So eine tolle Idee, schön, dass sich der kleine Mann so darüber freut.
    Ich kann mir vorstellen, dass es dich fast zu Tränen rührt. Seit ich älter werde, muss ich öfters mal schlucken..
    Liebe Grüße Michaela
    Die Tage kommt dein Buch, habe es bei W............vorbestellt ;-))

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  6. Wie gut das es mit dem Wenden nicht geklappt hat. So eingefasst sehen sie viel schöner aus.
    Herzlichst Ulla

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  7. Hey Du Liebe und Geniale!
    Die Handschuhe sind so megasüß und die Geschichte dazu geht echt ans Herz! Ich finde es toll und wichtig, wenn man Kinder in den Tagesablauf integrieren kann. Sie sind sooo stolz, wenn sie auch was machen dürfen!
    Viel Spaß damit, hihihi, er ist ja jetzt bestens für die anstehende Plätzchensaison gerüstet!!!!
    Liebe Grüße zu Dir!
    Vanessa

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  8. Liebe Pepita,
    was für ein Fest! Ich halte grad Dein neues Buch in der Hand....es ist ganz "zAuBeRhAft" .....
    Ein wunderschönes Werk mit hinreißenden Bildern, Ideen und Inspirationen......
    Ich genieße es!
    Herzliche Grüße
    Sabine

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  9. Danke für die schöne Anleitung! Die Backofenschuhe sind toll :O) lg, Raphaele

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