Ich bin euch noch eine Geschichte schuldig.
Wir haben schon eine Katze, die wir lieb haben und brauchen wirklich keine zweite.
Das predigen wir unserer Tochter schon seit Langem.
Ganz genauso lange bittet und bettelt sie um ein eigenes Kätzchen.
Sie wünschte sich so sehr ein Glückskätzchen.
Sie würde sich auch ganz allein darum kümmern.
Später, sagten wir, wenn du älter bist, sagten wir,
wenn unsere jetzige Katze nicht mehr ist, sagten wir.
Ausserdem schenkt man Kindern keine Tiere.
Das hört man überall und die Tierheime können wahrscheinlich ein Lied davon singen.
Wir halten uns für verantwortungsbewusst und überlegt im Umgang mit unseren Tieren.
Und wir sind mit unserer schwarz-weißen Schnutzl sehr zufrieden.
Also kein Kätzchen.
Punkt.
Wie es aber oft im Leben so kommen soll,
gab es auf dem
Hof den wir im Frühjahr besuchten, einen Wurf Kätzchen.
Sogar ein Glückskätzchen war darunter
und unsere Tochter war nicht mehr aus der Scheune zu bekommen.
Natürlich sind wir auch mal gucken und streicheln gegangen.
Und ich glaub, da isses dann passiert.
Diese waren noch zu klein, etwa zwei Wochen alt,
aber irgendwie hatten sich die kleinen Knäuelchen in mein Herz gemaunzt.
Als wir uns spätabends auf den Weg nach Hause machten,
die Kinder schliefen auf den Rücksitzen,
haben mein Mann und ich überlegt, ob es in unserem Zuhause nicht doch noch Platz
für ein Kätzchen gäbe.
In ein paar Wochen hätte unsere Tochter Geburtstag und vielleicht,
wenn ich bis dahin ein Glückskätzchen finde...?
Als Überraschung.
Und nur wenn es ein Glückskätzchen ist...?
Sonst natürlich nicht.
Mein Mann seufzte laut und das war Antwort genug.
Ich liebe ihn.
Also begab ich mich auf die Suche nach einem dreifarbigen Kätzchen.
Das könnte ja wohl nicht so schwer werden.
Quasi Heimspiel.
Wir wohnen auf dem Land, die Bauern rundherum haben ständig Kätzchen zu verschenken.
Anruf genügt.
Da wird ja wohl eine dabei sein.
Nichts.
Niemand hatte dreifarbige Kätzchen.
Schwarze, schwarz-weiße, Tiger, sogar eine rote,
aber keine Glückskatze.
Letztes Jahr, da gab es welche aber dieses Jahr - leider nein.
Also habe ich die Zeitung studiert, die Tierheime angerufen,
das Internet durchforstet, sogar auf ebay Kleinanzeigen war ich,
habe sämtliche Freunde, Nachbarn und Bekannte auf ein Glückskätzchen angesetzt.
"Falls du was hörst..."
Nichts.
Langsam liefen mir die Wochen davon und der Geburtstag rückte näher.
Dann, eine Woche vor Tag X, rief mich eine Freundin an,
ob ich schon ein Kätzchen hätte, sie wüsste da eines.
Hallelujah!
Noch am selben Tag habe ich die Kinder bei Klavier abgeladen und die Dame mit den Kätzchen besucht.
Sie wohnt keine 5 Autominuten von uns entfernt.
Sie war wunderschön.
Genauso, wie sich unsere Tochter ihr Glückskätzchen gewünscht hatte.
Wir durften es herzlich gern haben, doch leider gab es da noch einen Haken.
Die Enkelin der Dame sollte auch ein Kätzchen bekommen und sie schwankte noch zwischen dem kleinen roten Kater und dem dreifarbigen Kätzchen.
Ich musste mich gedulden.
Die nächsten Tage hibbelte ich durch Haus und Garten und hoffte und betete.
Drei Tage vor dem Geburtstag kam dann der erlösende Anruf.
Der Geburtstag selbst war ein Schultag.
Wir hatten vereinbart, dass ich das Kätzchen am Vormittag hole,
damit es sich ein wenig umsehen und
die übrigen Hausbewohner und Mitverschwörer kennen lernen kann.
Als meine Tochter dann Mittags von der Schule kam,
lag ihr Glückskätzchen in meinem Arbeitszimmer in seinem Katzenkörbchen.
Alle warteten bereits, während unser Mädchen seine Geschenke auspackte.
Dann verschwand ich kurz, setzte das Kätzchen in einen großen Karton und trug diesen in die Küche.
"Schau mal, da haben wir noch was für dich", sagte ich.
Dieser Moment wird mir als einer der Schönsten in Erinnerung bleiben.
Sie hob den Deckel an und konnte es im ersten Moment nicht fassen.
Man sah richtig, wie es in ihrem Kopf arbeitete.
Dann schluckte sie und sah uns an.
"Für mich?"
Vorsichtig hob sie ihre kleine Katze heraus, streichelte sie und drückte sie an sich.
Mit Tränen der Freude in den Augen.
Ich habe natürlich vor Rührung geheult.
Zwei, die zusammen gehören.
Unsere Tochter hat sie Kija getauft.
Sie kümmert sich seit fast zwei Wochen unermüdlich
und rührend um ihre Kija,
füttert und pflegt sie ganz allein, spielt mit ihr und macht sogar klaglos das Katzenklo sauber.
Vormittags, wenn unsere Kinder in der Schule sind,
fegt das Kätzchen wie ein kleiner Wirbelwind durchs Haus.
Nachmittags hat sie nur Augen für unsere Tochter.
Das war mit das Beste, das wir als Eltern je gemacht haben.
Liebe Grüße
eure epipa